Am 23. Februar 2018 kamen 100 engagierte Mitarbeiter bei Siemens in Erlangen zusammen um das erste themen-offene Siemens Barcamp zu erleben. Organisation, Einladung, Moderation bis hin zur Suche eines Sponsors – die gesamte Vorbereitung wurde von Mitarbeitern in einer selbst-organisierten Initiative auf die Beine gestellt, der ich mich zugehörig zählen durfte. Im Sommer 2017 hatte der Initiator der Idee einen Post ins Siemens-eigene Social Network SSN gesetzt:
„Wer hätte eigentlich mal Lust auf ein Siemens-#Barcamp? Wer jetzt an „Barkeeper“ denkt, liegt allerdings falsch.“ (1.8.2017)
Viele willige Mitgestalter hatten sich schnell gefunden und die Organisation nahm langsam aber sicher Fahrt auf. Ein Trello Board hat sich bald als Zentrale allerAktivitäten und Ergebnisse etabliert; ein virtueller Meeting-room (Circuit) für regelmäßige kurze Standup Meetings und eine geschlossene SSN Gruppe für schnelle Gruppen-Kommunikation wurde eingerichtet.
Sponsorensuche für Netzwerker
Im Dezember definierten wir dann den 23.12. als Deadline, zu der die notwendige Sponsoring-Summe von ca. 2500 Eur gesichert sein müsse als Voraussetzung für weitere Verfolgung des Projektes. Vielfältige Nachfragen an verschiedensten stellen im Konzern hatten bis dato keine finanzielle Unterstützung gebracht, und die Initiative war bereit, den ganzen Plan auf unbestimmte Zeit ruhen zu lassen, wenn nun innerhalb von 14 Tagen kein Sponsor im Konzern zu finden wäre. Doch aus der Not entstehen ja bekanntlich oft die besten Ideen.
Zwei Ansätze haben sich für mich einmal mehr als wertvolle Wege zur Erreichung eigener Ziele erwiesen.
1) Sprechen mit Menschen, die helfen können.
2) Teilen von Erfahrungen in sozialen Netzwerken.
Mit ersterem kam ich innerhalb weniger Tage in Kontakt mit einem potentiellen Sponsor bei Siemens, der sich wegen der Begeisterung an der Idee spontan als Rückfall-Ebene angeboten hat. Weiterhin kam ich ins Gespräch mit Mitwirkenden anderer unternehmens-interner Barcamps bei Audi (u.a. „Zusammenarbeit 2.0“ barcamp) und Telekom (#Tbar).
Durch das Teilen der Erfahrung mit diesen Gesprächen auf Twitter, passierte dann das unglaubliche: innerhalb weniger Stunden meldete sich der letztendliche Sponsor des ersten themen-offenen Barcamps bei Siemens.
Still looking for a sponsor? Give me a call tomorrow, my phone number is in SCD.
— Tobias Nehls (@psychotobs) 19. Dezember 2017
Selbstorganisierte Initiativen wecken Potentiale
Mit der Euphorie dieses Meilenstein-Erfolgs entfalteten sich im Team nun alle verfügbaren Kompetenzen und sogar neue Mitglieder konnten gewonnen werden. Die gesamte Vorbereitung hat mir vor allem eines gezeigt: Selbst-organisierte Initiativen bieten Raum zur Entfaltung ungeahnter Kompetenzen. Wenn man nur offen lässt, wer welche Arbeit wie macht, dann werden Potenziale geweckt. Flyer- und Webdesign, Programmierung einer Anmelde-Seite, Erstellung von Sketchnote-Plakaten, Catering-Organisation, internes und externes Marketing, Moderation, Veranstaltungstechnik und vieles mehr – wer hätte gedacht, das all diese Themen von sogenannten „Laien“ gestemmt werden können? Kurzum, das Barcamp war schon bald fertig vorbereitet.
Virales Marketing in Social Media
Eingeladen wurde über das SSN (Siemens Social Network), Twitter und LinkedIn. Erfolgreich – denn das eigens in Sharepoint programmierte Anmeldesystem zeigte uns schon nach wenigen Wochen eine volle Teilnehmer Liste mit 100 bunt gemischten Mitarbeitern aus dem Großraum Erlangen, Nürnberg, Fürth an. Zum Zeitpunkt als Flyer und Standup Panels gedruckt waren für Kantinenwerbung in den drei großen Kantinen Erlangens, da waren es schon ca. 90 Anmeldungen. Dennoch, die Kantinenwerbung war eine großartige Chance, SieBar in aller Munde zu bringen. SirBar sollte schließlich nicht nur für die 100 Teilnehmer ein Meilenstein auf dem Weg zu mehr Barcamps bei Siemens sein, sondern je mehr davon redeten, desto besser.
#Barcamp @Siemens Erlangen am 23.2.2017. Bereits 40 Teilgeber angemeldet. Anmeldung & mehr im SSN: #SieBar.
Eine Initiative von Mitarbeitern für Mitarbeiter. Sei dabei und bringe dein Thema ein! Erlebe ein neues #Lernformat, #Austausch, #Vernetzung & #dasAllesIstSiemens https://t.co/KnQNxrPnoJ
— Benedikt Pape (@BenediktPape) 18. Januar 2018
#SieBar hat begonnen
Hier kam er nun also, der Tag, an dem sich zeigen würde, ob unser Konzept eines offenen Siemens-Barcamps für Mitarbeiter, ohne weitere Themenvorgabe aufgehen würde. Die erste Beruhigung war uns gegönnt – fast alle kamen. Ein voller Saal begrüßte die beiden professionell vorbereiteten Moderatoren aus dem Orga Team. Und das Konzept, mit #SieBar das Barcamp Format bei Siemens vorzustellen ging auch auf, denn auf die Frage, wer schon Mal auf einem Barcamp war, meldete sich nur eine deutliche Minderheit – jetzt würde sich also zeigen, ob SieBar bei Siemens den #barcamp Spirit vermitteln kann, oder eben nicht.
Der spannendste Moment eines jeden barcamps kam auch hier nach dem Aufruf zur Vorstellung von Session Ideen. Würden sich wohl genug Teilgeber trauen, ihre Ideen vor dem Plenum vorzustellen? Würden die Themen wohl das Interesse der übrigen Teilgeber treffen? Sind genug Räume und Sessions in der Planung vorgesehen, oder vielleicht doch eher viel zu viele?
Die Magie des barcamps kam voll zum Tragen. Beinahe alle vorgesehenen Felder auf dem Session Plan wurden mit einem breiten Spektrum von Sessions gefüllt. Von Tool Exchange über Workingoutloud, über Field Service Vernetzung und Social Media als Lerntool, über Mediation und Meditation, über Zusammenarbeit ohne Abteilungsgrenzen, Strategiearbeit der Zukunft, bis hin zur Podcast Session, deren Aufzeichnung übrigens natürlich bald hier zum nachhören bereitgestellt wird. Diese Themen und viele mehr fanden jeweils verschieden große Gruppen von Teilgebern in den jeweils entsprechend zugeordneten Räumen (von Saal bis Besprechungsecke).
Der Funke der Barcamp Flamme ist übergesprungen.
So traue ich mich zu sagen, denn auch bei diesem Barcamp – für die meisten das erste ihres Lebens – war das Konzept schnell ein Selbstläufer. Menschen trafen sich nach den 45 min Sessions in den vorgesehenen 15 min Pausen im Foyer bei Kaffee und Getränken zum Austausch und nutzten die Gelegenheit nochmal auf dem Sessionplan die anstehenden Sessions für sich auszuwählen. Viel Zeit also für Vernetzung, zwischen den Sessions, aber auch in den Sessions. Denn das Barcamp kennt keine Konsumenten und Vortragende, wie das vielleicht bei konventionellen Konferenzen noch häufig der Fall sein mag. Nein, beim Barcamp wird auch daher so gerne von TeilGebern, statt Teilnehmern gesprochen, weil hier alle gleichermaßen eingeladen sind, ihre Erfahrungen beizutragen. Die typische Barcamp Session ist nach einer kurzen Einführung des Session Gebers auf den regen Austausch aller Teilgeber ausgerichtet. So stellt sich von allein das Niveau und der Themenschwerpunkt ein, der für diese Session und diese Gruppe von TeilGebern gerade richtig ist. Und darin liegt meiner Ansicht nach auch schon das ganze Geheimnis des Barcamps als Lernformat – denn Lernen basiert auf der Verknüpfung von Erfahrungen. Erfahrungen austauschen und verknüpfen, das ist es wofür das Barcamp beste Voraussetzungen schafft.
Das ist es auch was Barcamp Teilgeber am Abend erschöpft, aber dennoch erfüllt und glücklich ins Bett fallen lässt. Teilgeber sind von Anfang bis zum Schluss gefordert – im Beitrag ihrer Erfahrung, oder durch die Konfrontation mit teils komplementären Erfahrungen. Kurzum, Siebar hat 100 Mitarbeiter in den Austausch gebracht. Und wer den Hashtag #SieBar im SSN verfolgt, der sieht, dass es ein nachhaltiger Austausch ist, der hier entstanden ist und sicher nicht zum letzten mal in dieser Form Menschen bei Siemens zusammen gebracht hat.
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die zum Erfolg dieses Experiments beigetragen haben. Und nun freue ich mich auf eine Barcamp-reiche Zukunft bei Siemens.
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